Die Viktorianische Ära
Als Viktorianisches Zeitalter wird in England die Zeit der Herrschaft von Königin Victoria bezeichnet, die von den dreißiger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts bis zum Jahr 1901 reichte. Geprägt war das Zeitalter vor allem durch Reichtum, Dekadenz und eine gewisse Doppelmoral, vor allem was die obere Gesellschaftsschicht betraf.
Unterschicht
Etwa zwei Drittel der Bevölkerung gehörten der sozialen Unterschicht an. Deren eine Hälfte bestand aus Armen, Tagelöhnern, Häuslern und anderen Menschen, die am Rande oder unterhalb des Existenzminimums lebten. Die andere Hälfte setzte sich aus Land-, Bau- und Industriearbeitern, Hausangestellten, Seeleuten und Soldaten zusammen, deren Lebensstandard stark von der Konjunktur abhing. In der ersten Hälfte des Jahrhunderts gingen oft Aufstände und Plünderungen von der Unterschicht aus.
Die Landarbeiter waren 1851 die größte Beschäftigungsgruppe und stellten 1851 etwa ein Viertel aller männlichen erwachsenen Erwerbstätigen dar. In vielen Regionen waren die Löhne sehr gering und die Arbeitstage lang; oft fehlte eine feste Behausung. Die Nahrung war knapp und hing von der Region, den Ernteerträgen und der Bereitschaft der Landherren, überschüssige Lebensmittel zu spenden, ab. Oft waren Arbeiter auf ihre Kleingärten angewiesen; Wilderei war riskant. Mit der Implantation von Fabriken in ländlichen Gegenden wechselten Landarbeiter verstärkt zur Industrie.
Auch in den Fabriken waren die Arbeitsbedingungen beklagenswert. Die meisten Unternehmer hatten nur wenig Kapital, hingen von kurzfristigen Krediten ab und standen unter großem Konkurrenzdruck. Daher schienen akzeptable Gewinne nur mit möglichst hoher Maschinenauslastung und möglichst geringen Löhnen erzielbar. Der Arbeitstag dauerte meist zehn bis zwölf Stunden ohne Unterbrechung, in Textilfabriken bis zu 16 Stunden. Häufig gingen nicht nur Männer, sondern auch deren Frauen und Kinder arbeiten. Um die Familie zu ernähren, wurden bereits Fünfjährige mit Gewalt zu harter Arbeit gezwungen, was zu schweren Gesundheitsschäden und einem frühen Tod führte. Besonders übel waren die Bedingungen in Kohlebergwerken. Entspannung fanden viele Arbeiter im Alkohol und in gelegentlichen Prügeleien mit den Iren, die nach der großen Hungersnot verstärkt zuwanderten.
Mittelschicht
Die zwischen Unterschicht und Adel eingeordnete Mittelschicht erstreckte sich vom Großindustriellen bis zum kleinen Ladenbesitzer; der Übergang zur Arbeiteraristokratie war fließend. Zur unteren Mittelschicht gehörten Ladenbesitzer, Freiberufler und ein Teil des Klerus. Die obere Mittelschicht strebte einen Lebenswandel nach aristokratischem Vorbild an und sandte ihre Kinder in Privatschulen, um sie zu 'Gentlemen' zu formen..
Adel
Man unterscheidet zwischen dem Landadel und den etwa 200 Familien des Hochadels, die das höchste Einkommen und prächtige Landsitze besaßen. Der im Oberhaus repräsentierte Adel behielt lange uneingeschränkt seine Stellung. Gleichtzeitig ermöglichten es die Entwicklungen jedoch auch dass einige erfolgreiche Unternehmer Adelstitel erkauften und ins Oberhaus aufgenommen wurden. Nicht standesgemäße Eheschließungen wurden möglich, wenngleich sie noch immer nicht gerne gesehen wurden.
[Quelle: Wikipedia]